Kleine Geschichte der Bürgerschützen

Aus dem Schutz der Bauernhöfe, der Schutzpflicht gegenüber dem Landesherrn entstand etwa im 12. Jahrhundert das Schützenwesen.

Die Nothilfe mit ihrem Waffengebrauch galt niemals dem Angriff, sondern dem Schutz. So ist auch der Name Schützen zu erklären.

Die frühere Wehrhaftigkeit der Schützen hat sich heute zum Sport gewandelt. Aus den Hilfsgemeinschaften bis ins 19. Jahrhundert sind die Gemeinschaften zur Pflege der Geselligkeit und der Heimatverbundenheit entstanden, wobei die gegenseitige Hilfeleistung nicht zu kurz kommt. Die Schützenvereine sind nun auch Träger und Schützer des Brauchtums und der Traditionen.

(Vorwort zum 175jährigen Jubiläum der Bürgerschützen Lengerich 1810 e.V.)

Mit dem Datum vom 2. April 1811 berichtet der Lengericher Bürgermeister , Freiherr von Blomberg, dem Präfekten des Departements der Oberems in Osnabrück – unser Gebiet war zu der Zeit von den Franzosen besetzt und in der Verwaltung anders geordnet als gewohnt – über Feierlichkeiten, die in Lengerich anläßlich der Geburt des Sohnes Napoleon I., Franz Joseph Karl, stattfinden mussten.

Nds. Staatsarchiv Osnabrück Rep. 240 Nr. 187, Seite 46

… Die Schützengesellschaften der Stadt, so wie die vom Land rücken nach der Kirche:/ aus und campiren auf verschiedenen schicklichen Plätzen in der Nähe, um nach der Scheibe um den König zu schießen- versteht sich wie immer unter sorgfältiger polizeylicher Aufsicht. Es können auch einige Nebenpreise auf die folgenden besten Schützen nach Belieben ausgesetzt werden.
Das Scheibenschießen war hier immer ein Volksfest, welches aber in den letzten unruhigen Jahren selten zu Stande kam. Im vorigen Sommer ist es hier wieder gewesen…..

Aufgrund dieses Dokumentes kann 1810 als frühestes Bestehensjahr nachgewiesen werden.

Die Regierung in Münster hielt im Jahre 1817 – nach dem Abzug der Franzosen wurde die Verwaltung wieder umorganisiert – die Gemeinde Lengerich an, für den Schützenkönig eine Prämie von 5 Talern auszusetzen.

Für das Jahr 1818 ist der erste Schützenkönig nachzuweisen. (Archiv der Stadt Lengerich B 117, Seite 83v/84)

Nach den Befreiungskriegen 1835 geben eine stattliche Anzahl vorhandener Quittungen, Rechnungen und Briefe Kunde davon, dass man sich mit besonderer Sorgfalt den Vorbereitungen der Schützenfeste gewidmet hat.

1901 erhält der Verein von der Stadtverwaltung Lengerich die erste Schützenkette geschenkt, die den Königsstern, der 65 Jahre den besten Schützen auszeichnete, ablöst. Seit dieser Zeit wird die Kette jährlich um den wertvollen Königsorden ergänzt. 1910 erhielten die Bürgerschützen eine neue Amtskette. 1906 von Max Jakobs das erste Königsalbum geschenkt.

1911 wird der Verein gerichtlich eingetragen.

Der erste Weltkrieg unterbricht die Vereinstätigkeit.

1920 wird wieder das erste Schützenfest gefeiert.

Im Jahr 1924 konnte das 200.Mitglied begrüßt werden.

Im Jahre 1936 führten übliche Bestrebungen jener Zeit dazu, dass aus den beiden Vereinen der Stadt der “Schützenbund Lengerich” gebildet wurde. Die Bürgerschützen gehörten ihm als Bürgerschützenkompanie an, nachdem die Auflösung des Vereins in einer Versammlung am 13.5.1936 mit 13 :12 Stimmen beschlossen worden war.
Auf Initiative der Bürgerschützen hin war am 7.7.1938 die “Lengericher Schützengilde von 1835” gegründet worden.

Der Krieg verhinderte die üblichen Veranstaltungen. Lediglich die Schießtätigkeit auf dem Scheibenstand am Berg ist bis 1943 aufrechterhalten worden.

Erst im Dezember 1948 regte es sich wieder um den Bürgerschützenverein. Engagierte Mitglieder bemühen sich um eine Neugründung. Durch persönliche Besuche nehmen sie Kontakte zu ehemaligen Mitgliedern auf. Am 15. Januar 1949 findet die erste offizielle Versammlung der Bürgerschützen nach dem Kriege statt.

1952 wird der Scheibenstand am Berg notdürftig wieder zur Benutzung hergerichtet. (Der Schießstand wird erst 1954 vom Land NRW dem “Kriegerverein Lengerich (Westf.) e.V. – dem eigentlichen Eigentümer- wieder übereignet.)

1953 wird eine Gewehrsektion aufgestellt, Ernst Brockmann stiftete dafür 20 Holzgewehre.

1962 beschließen die Mitglieder des Vereins, einen Schützenhut anstelle eines Zylinders zu tragen.
(Im 17. Jahrhundert Zylinderhut- für den erst im 18. Jahrhundert die Bezeichnung aus der Mathematik übernommen wurde- das Abzeichen des Bürgers. Daher war der Zylinder wohl auch die Kopfbedeckung der Bürgerschützen.)

1965 wird folgende Schützenfestordnung aufgestellt:
Freitag: Königsumtrunk, Marsch und Gefallenenehrung, Kommers
Samstag: Königs- und Preisschießen
Samstag eine Woche später: Königsball

Ausfahrten mit dem neuen König nach dem Schützenfest, die Nachfeiern im Herbst und die Winterbälle sind schon lange Zeit Bestandteile des Vereinslebens.

1978 wird dem Verein eine leichte Kette für Bälle und ähnliche Gelegenheiten gestiftet. Die Königskette hat inzwischen ein erhebliches Gewicht bekommen.

1984 wird der Verein in “Bürgerschützen Lengerich 1810 e.V.” umbenannt.
Amtliche Urkunden weisen das Bestehen des Vereins schon 1810 nach.

Ein neues Vereinsabzeichen, das im Aussehen der alten Fahne entspricht, wird eingeführt, Sie finden es oben auf dieser Seite.